Fruehe Deutsch- Amerikanische Drucke

Prof. Heinz Wilsdorf

Von einem Mann, der sich im Herbst seines Lebens einen Traum erfuellte,

ueber das Buch, das er schrieb, und die wertvolle Sammlung alter Drucke, die er der Universitaet Goettingen hinterliess.

Heinz Wilsdorf

Von Pommern nach Berlin, London und Südafrika

Heinz G. F. Wilsdorf, emer. Prof. der Universität von Virginia, ein weltbekannter Physiker, wurde am 5. Juni 1917 in Pennekow, Pommern (heute Polen) geboren und wuchs in Berlin auf. Dort erlangte er auch das Diplom (wobei Werner Heisenberg sein Hauptprüfer war) und schloß seine Studien mit der Promotion in Materialkunde unter G. Masing an der Universität Göttingen ab. Hier traf er seine zukünftige Frau, Doris Kuhlmann, die er in London am 4. Januar 1950 geheiratet hat. Da es Heinz nicht gelang, eine geeignete Position in England zu finden und sein Visa- Antrag für die vereingten Staaten immer wieder verzögert wurde, zog das Paar sehr bald nach Südafrika, wo Heinz als Wissenschaftler beim Rat für Wissenschaftliche und Industrielle Forschung in Pretoria tätig war. Heinz wurde einer der weltweit allerersten Forscher auf dem Gebiet der Elektronen- Mikroskopie von Metallen und erfand bald einige der erfolgreichsten Methoden zur Proben- Präparation, besonders wichtig bei der in-situ tensilen Prüfung winziger Metall- Proben während der Beobachtung im Elektronen- Mikroskop.

Philadelphia und die Universität von Virginia

Heinz’s große Begabungen, harte erfolgreiche Arbeit, absolute Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit, zusammen mit Takt und einer liebenswürdigen Persönlichkeit wurden durch schnelle Beförderungen belohnt bis hin zum Leitenden Forschungs- Wissenschaftler. Dennoch, obwohl das Ehepaar große Liebe und Bewunderung für Südafrika empfand und dort lebenslange Freunde gefunden hat, konnten sie sich nicht an die Apartheits- Politik gewöhnen - wenn sie auch nicht in der Lage gewesen wären, etwas besseres vorzuschlagen, was man in der sehr schwierigen und komplexen Situation hätte tun können. Daher nahm Heinz 1956 nach der Geburt ihrer zwei Kinder, Gabriele und Michael, eine Stellung als forschender Wissenschaftler am Franklin Institut in Philadelphia an. Wieder führten Heinz’s Begabungen zu einer Serie rascher Beförderungen bis zur Position eines der drei Technischen Direktoren des Franklin Instituts. Traurigerweise wurde ihm jedoch immer schmerzhafter bewußt, daß das Institut trotz der großen Bemühungen von Heinz und seinen Kollegen aufgrund einer Serie von Fehlentscheidungen im Top- Management zum Scheitern verurteilt war (was einige Jahre später auch eingetroffen ist). Daher verließ Heinz unter Bedauern das Franklin Institut und akkzeptierte eine Position als Vorsitzender der neu etablierten Abteilung für Material- Wissenschaft in der Ingenieurs- Schule der Universität von Virginia.

Seine Karriere als Lehrer und Wissenschaftler...

Mit der für ihn typischen Begeisterung, harter Arbeit, wissenschaftlicher Brillianz und großen Fähigkeiten in der Mitarbeiter- Führung entwickelte Heinz Wilsdorf diese Abteilung der UVA während ihrer ersten dreizehn Jahre und führte sie zu dem hohen Rang innerhalb der nationalen ja sogar innerhalb der internationalen Abteilung für Material- Wissenschaft, den sie immer noch innehat. Danach spielte er weiterhin eine aktive und wichtige Rolle in der Abteilung bis zu seinem Abschied 1990, zuletzt als Direktor des Leicht- Metall- Zentrums. Heinz verfasste etwa 150 wissenschaftliche Schriften in der internationalen Literatur und führte etwa vierzig graduierte Studenten zu ihren MS and Ph.D. Abschlüssen, von denen die meisten immer noch aktiv in erfolgreichen Karrieren sind und weiterhin Bewunderung und Zuneigung für ihren Mentor empfinden.

Heinz Wilsdorf’s wichtige Beiträge zur Elektronen Mikroskopie und zur Metallurgie, insbesondere Oberflächen- Studien, Zahnärztliche Materialien (vor allem Amalgam) und Studien zu Brüchigkeit wurden anerkannt durch zahlreiche Einladungen zu internationalen Konferenzen. Dies hatte zur Folge, daß er weit gereist ist und breitgefächerte internationale Anerkennung erhalten hat. Als letzte und besonders wertgeschätzte Anerkennung erhielt er 1995 "Albert Easton White Distinguished Teacher Award".

... beendete 1990 ein Schlaganfall.

Der Tod seiner beiden über alles geliebten Kinder, Gabriele 1969 and Michael 1979, war ein niederschmetternder Schlag für ihn. Dennoch führte Heinz unbeirrt sein Lebenswerk fort, wobei ihm eine sehr glückliche Ehe Kraft gab. Seine aktive Karriere wurde jedoch im Sommer 1990 jäh durch einen Schlaganfall beendet, der seine linke Seite partiell lähmte, so daß er von nun an auf einen Rollstuhl angewiesen war. Selbst jetzt noch setzte Heinz mit ungebrochenem Mut sein aktives Dasein fort, nun aber in einer ganz anderen Richtung: Auf der Basis einer lebenslangen Liebe zu Büchern und seiner eindrucksvollen Sammlung antiker Drucke, welche in den Vereinigten Staaten in deutscher Sprache erschienen waren, schrieb er das reichillustrierte Buch “Early German-American Imprints”, das als Band 17 in der Serie "New German-American Studies" von Peter Lang, New York, 1998 als Paperback- Ausgabe erschienen ist.

Er verschied am 17. April 2000 in Charlottesville, VA, nach einer kurzen Krankheit. Durch sein erfolgreiches Leben als Wissenschaftler, als ein wundervoll zugeneigter Vater und Ehemann und sein charakterliches Beispiel, ist Heinz Wilsdorf für viele eine Inspiration gewesen und obwohl er schmerzlich vermißt wird, so wird er doch auch vielen in glücklicher und liebender Erinnerung bleiben. (Text übernommen aus seinem Nachruf)